Fahrtbericht Orbit 360 2021 – Teil 2: Orbit 5-8

Ein Gastbeitrag von Timo Rokitta.

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Inhaltsverzeichnis

Orbit Nr. 5 – BIG BANG, Rhön

Meinen fünften Orbit fuhr ich der Rhön. Der Orbit heißt BIG BANG und ist mit 160 Kilometern und 3.350 Höhenmetern eine mittelschwere Angelegenheit. Ich kannte das Gebiet an der ehemaligen DDR-Grenze vom bekannten „Bimbach“-Radmarathon, an dem ich schon mehrmals teilgenommen hatte.

Ich konnte mein Auto am auf einem Parkplatz am Rande der Kleinstadt Fulda ohne Probleme abstellen. Bei kühlen 11 Grad startet ich um Punkt 6.00 Uhr. Nach wenigen Kilometern ging es bereits steil bergauf auf Schotter. Da es noch früh am Morgen war, traf ich viele Tiere im Wald. Neben Rehen und Kaninchen sah ich auch viele Eichhörnchen über den Weg laufen. Ich fuhr 85 Kilometer ohne Pause nach Heimboldshausen. An einer Tankstelle befüllte ich meine Flaschen mit 1,5 Litern Cola und dann ging es rund um den beeindruckenden „Monte Kali“. An der Gedenkstätte „Point Alpha“ fuhr ich auf alten Lochblechwegen direkt auf den alten „Todesstreifen“. Die gut erhaltenen Grenzanlagen erinnern heute noch an die Zeiten des „Kalten Krieges“.

Extrem steil und rutschig ging es später in einem Aufstieg in einem dunklen Wald bis auf fast 700 Meter. Von hier führte der Weg weiter in Richtung Fulda durch die „Milseburger Kuppenrhön“. In dem 1. 200 Meter langen, beleuchteten „Milseburger Tunnel“, liegt die Temperatur das ganze Jahr über nur bei etwa 8-10 Grad. Bei einer steilen Abfahrt auf einem schmalen Singletrail überschlug ich mich und verstauchte mir dabei den Daumen. Ich gab jetzt Vollgas, weil ich in weniger als 8,5 Stunden ins Ziel kommen wollte. Kurz vor Fulda begann mein Hinterrad zu springen. Wie sich später herausstellte, riss die Karkasse im Innern des Reifens und musste ausgetauscht werden. Ich schaffte es trotzdem noch, in 8 Stunden und 28 Minuten wieder an meinem Auto in Fulda anzukommen.

Orbit Nr. 6 – LUNAR LOOPS, Thüringen

Zwei Wochen später nach meiner Reise in die Rhön fuhr ich in den Osten zum Orbit Thüringen mit dem Namen „LUNAR LOOPS“. Die Nacht verbrachte ich entspannt im schönen alten Eisenach unterhalb der bekannten Wartburg. Um 8.00 Uhr machte ich mich auf den Weg in Richtung Norden. Nach 25 Kilometern hatte ich schon fast 500 Höhenmeter erklommen, doch danach wurde es richtig hart. Auf den schmalen Waldwegen, die sehr schlammig waren, rutschte ich mehr als ich fuhr. In einer steilen Abfahrt muss ich zweimal vom Rad und konnte einen Überschlag nur mit viel Glück vermeiden.

Der anschließende „Hörselberg Trail“ war kaum zu finden und genauso schlecht zu befahren. Viele Steine und Wurzeln erschwerten dabei das Fahren – diese Abschnitte waren absolut keine Gravelstrecken. Danach wurde es flacher und ich konnte schnell zu den härtesten Anstiegen des Tages fahren. Von Georgenthal ging es steil bergauf zum Wintersportort Oberhof. Ich passierte die Skisprungschanze und das weltberühmte Biathlonzentrum am Rennsteig. Der Rennsteig verläuft immer entlang des Thüringer Waldes – es machte Spaß mit einem Gravelbike hier zu fahren, auch wenn es manchmal sehr grobschottrig ist. Kurz vor dem höchsten Punkt, dem Großen Inselsberg, bemerkte ich, dass mein Hinterrad Luft verliert. Beim anschließenden rasanten Downhill entwich plötzlich die komplette Luft aus dem Hinterreifen. Eine Reparatur war unmöglich und nach 140 Kilometern musste ich die Segel streichen – DNF.

Eine Woche später startete ich wieder auf der gleichen Strecke. Ich hatte jetzt die Reifen gewechselt – statt der dünnen und schnellen Panaracer Gravelking Slicks in 650Bx42 hatte ich nun den Gravelking SS+ in 650Bx48 montiert. Obwohl dieser Reifen zwar etwas langsamer rollt, haftet er besser im Gelände und ist viel pannensicherer. Ich konnte somit den Orbit Thüringen mit 170 Kilometern und über 3.000 Höhenmetern ohne Pannen in weniger als 9 Stunden absolvieren.

Orbit Nr. 7 – PLUTONIC PISTE, Harz

Am nächsten Samstag war ich wieder auf wieder auf grobem Schotter unterwegs. Der Orbit „PLUTONIC PISTE“ im Harz stand vor der Tür. Ich übernachtete in der Kleinstadt Bad Lauterberg und kam wegen des späten Frühstücks im Hotel erst um 9.00 Uhr auf die Strecke. Ich wollte zuerst die längsten Anstiege fahren. Am höchsten Punkt der Strecke ging es dann mit knapp 80 km/h eine breite Straße hinunter, bevor es auf den sogenannten „Dammgrabenweg“ ging. Hier traf ich einen weiteren Fahrer, den ich an diesem Tag noch mehrmals gesehen habe. Der „Dammgrabenweg“ war angenehm zu fahren, er liegt meist im Schatten und liefert frisches Quellwasser und ist meist flach. Danach folgte eine kurze Abfahrt. Diese endete mit einer kleinen Bachüberquerung oder alternativ über eine kleine Brücke, bevor es wieder über eine breite Schotterstraße hoch ging.

In der historischen Stadt Wernigerode befüllte ich in einer Gaststätte meine Flaschen mit Cola. Das Thermometer zeigte über 30 Grad an und es wurde jetzt immer anstrengender. Nach vielen mehr oder weniger langen und steilen Anstiegen traf ich den anderen Orbiter beim vorletzten Anstieg wieder. Zu zweit war die Qual des finalen 12%-igen Anstiegs nach 160 Kilometern leichter zu ertragen.

Die letzte Abfahrt war dann ein Schottertraum – zuerst auf einem breiten Weg, dann ab einem Stausee auf einer breiten Straße hinunter zum Ziel in Bad Lauterberg. Nach genau 8 Stunden absolvierte ich meinen 7. Orbit mit 164 Kilometern und 2.885 Höhenmetern. Jetzt hieß es nach 3 harten Orbit-Wochenenden zu regenerieren und dann den 8. und letzten Orbit zu finishen.

Orbit Nr. 8 – TERRA TRAIL, Bayern

Ich fuhr meinen 8. und letzten Orbit mit dem Namen „TERRA TRAIL“ im Freistaat Bayern. Ich startete in Ingolstadt, der Stadt der Illuminaten und Frankensteins. Auf schnellen Schotterpisten und mit leichtem Rückenwind ging nach Westen. Unterwegs traf ich in dieser abgelegenen Landschaft kaum Menschen. Bei Eichstätt leuchteten auf den Hügeln die hellen Steinbrüche, in denen schon viele Fossilien gefunden wurden. Entlang des Altmühltals führte der Orbit in einen Singletrail, der hoch oben auf einem Gleitschirmstartplatz endete.

Großer Fahrspaß kam auf, als ich regelrecht über die breiten Schotterpisten durch die üppigen Wälder und kargen Täler flog. Nach der Hälfte der Strecke erreichte ich Kinding. An einer Tankstelle füllte zum letzten Mal meine Flaschen mit der obligatorischen Cola und aß zur Feier des Tages noch schnell einen Schokoriegel. Dann bezwang ich den steilsten Anstieg dieses Orbits mit 24%. Nach einer schönen Abfahrt war ich in Riedenburg. Entlang des Main-Donau-Kanals sah ich hoch oben das malerische Schloss Prunn.

Nach diesem flachen Abschnitt ging es über Waldwege wieder hoch und runter um Kilometer zu machen. Ich war hier auf dem Jakobsweg, der von Hopfenfeldern gesäumt war. Nicht mehr weit davon begann der Köschinger Wald. Die letzten Kilometer führten dann als „Tour d`Honneur“ über Schotterpisten nach Ingolstadt. Nach fast 8 Stunden und 30 Minuten und kurz bevor der Regen einsetzte, hatte ich meinen 8. und damit letzten Orbit im Jahr 2021 beendet.

Ergebnis

Nach 8 beziehungsweise 9 Orbits (einmal DNF) erwartete ich erwartungsvoll die finale Rangliste, die dann am 17.08.2021 online ging. In der Gesamtwertung aller Fahrer/innen konnte ich die angestrebte Topten-Platzierung umsetzen und die Orbit 360 Serie auf Platz 8 finishen. Noch größer war jedoch die Freude mit Blick auf die Altersklasse über 40 Jahre – hier konnte ich als 55-jähriger Gravelbiker souverän den Sieg feiern.

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