Siegfried GRVL 2021 – Recap

Das war er also – der legendäre Gravel Ride, der mich an meine Grenzen gebracht hat. Und darüber hinaus. Ein Erfahrungsbericht zu einer der härtesten Gravelveranstaltungen Deutschlands.

Inhaltsverzeichnis

Morgens 5 Uhr, der Wecker klingelt. Da ist er, der Tag, auf den ich so lange gewartet habe.

250 km und 3000 Höhenmeter stehen auf dem Plan. Über Schotter, Wald- und Graswege, und allem was sonst noch gerade so als fahrbar durchgeht. Es vermischt sich Vorfreude mit ein paar schmerzlichen Erinnerungen an den Nibelungen Gravel Ride vor gerade mal vier Wochen. Und heute stand auch noch ziemlich genau das doppelte Pensum an.

Ich habe eigentlich von Anfang an offen gelassen, ob ich dieses Ding zuende fahren werde oder ob ich nach der Hälfte abbreche. Schlussendlich – und um das mal vorwegzunehmen – kann ich von mir behaupten: JA, ich habe es geschafft!

Insgesamt traten nur 34 Teilnehmer von ursprünglich 100 angemeldeten zum Event an.

Infos zur Strecke

Grundsätzlich war der Track in zwei Abschnitte eingeteilt, der eine führte in den Pfälzer Wald, der andere durch Rheinhessen und entlang des Rheins.

Teil 1: Pfälzer Wald

Nach der Fahrerbesprechung mit Timo Rokitta gegen 7:45 Uhr sind wir alle gemeinsam bis zur Hafenstraße gefahren und nach der „Eröffnung“ von Timo (schwenkend mit dem „weißen“ Handtuch ?) um etwa 8:00 Uhr auf den Track gestartet.

Das Feld kurz nach dem Start (Timo Rokitta)

Es ging zunächst an der B9 entlang und dann durchs Wormser Wäldchen in Richtung Eisbach. Diesen haben wir begleitet bis Obrigheim und sind dann über die Felder bis Kleinkarlbach gefahren. Von dort ging es dann entlang des Krumbachs bis zum Ungeheuersee. Ab hier ging es nun weiter in Richtung Altleininger Burg und zum abgelegenen Lauberhof. Eine geheime Verpflegungsstelle erwartete uns bei KM 53 mit diversen Getränken und Snacks.

Die geheime Versorgungsstelle (Timo Rokitta)

Anschließend führte uns der Track über eine alte, verfallene Straße parallel zur Autobahn Richtung Kaiserslautern. Dort gab es eine Kehrtwende, zurück durch den mystischen Stumpfwald zum malerischen Eiswoog.

Bei Kerzenheim verließen wir den Wald wieder und rollten mit angenehmem Rückenwind durch einen Windpark und anschließend fast nur noch bergab entlang der Pfrimm bis nach Worms.

Am dortigen Pitpat Gelände – dem Start- und Zielpunkt – gab es eine reichhaltige Verpflegungsstelle nach den ersten 125km und etwa 1500 Höhenmetern.

Zwischenstopp nach 125km (Timo Rokitta)

Teil 2: Rheinhessen und der Rhein

Der zweite Teil kam den Teilnehmern des NGR in weiten Teilen bekannt vor – war er nur an manchen Stellen etwas „entschärft“.

Über Osthofen ging es durch die Weinberge entlang des Rheinterrassenweges in ständigem Auf und Ab bis nach Nierstein. Danach führte der Weg bis nach Selzen. Holprige Kopfsteinpflasterpassagen wechselten sich mit schönen Schotterpassagen ab.

Bei Bodenheim erreichten wir wieder den Rhein, und es ging an ebendiesem entlang schöner Schotterpisten und dem Roten Hang weiter bis nach Oppenheim.

Einer der wenigen Asphaltabschnitte (Markus Wendling)

Hinter dem dortigen Bootshafen schwenkten wir Richtung Rhein ein. Auf schmalen Singletrails ging es dann weiter Richtung Süden und auf zunehmend breiteren Waldwegen.

Aufgrund der Gegebenheiten wegen des Hochwassers verließen wir die Waldwege direkt am Rhein etwa auf Höhe Eich und folgten dem Radweg bis nach Worms.

Anschließend erwartete uns noch eine Portion leckere Pasta.

Jeden der 25 Finisher erwartet eine einzigartige Siegfried Medaille!

Erfahrungsbericht zum Event

Persönliches

Der Siegfried GRVL war mit Abstand meine bisher größte Herausforderung. Das längste, was ich zuvor gefahren bin, war der NGR, mal abgesehen von einer Flachland Runde vor zwei Jahren mit 160km.

Dass es bei dem Event nicht nur Marathon mäßig um Kilometer schrubben ging, sondern neben reichlich Höhenmetern auch noch viele unbefestigte Wege, Singletrails und Paves auf uns warteten, machte das ganze zu einer richtigen Herausforderung für mich.

Ich habe mich ehrlich gesagt nicht mit sonderlich langen Touren vorbereitet und es einfach auf mich zukommen lassen.

Ich habe jedoch beschlossen, mehr auf meinen Körper zu hören und es an den Steigungen etwas lockerer anzugehen – auch wenn das bedeutet, von Anfang an hinten zu fahren. Das war bei der langen Distanz und den nicht unerheblichen Höhenmetern sehr hilfreich – bin ich doch letztlich fast ohne Krämpfe durchgekommen – und vor allem durchgekommen!

Aber das war dann nur die halbe Miete. Regelmäßig trinken und essen war ebenso essenziell. Das Trinken war beim zweiten Teil nicht mehr ganz so einfach (die „Versorgungsstelle“ Café Erni und Illi hatte leider schon geschlossen um 18 Uhr) und das Süßzeug essen konnte einem nach so vielen Stunden auf dem Rad zum Hals raushängen.

Auch die Motivation musste permanent aufrecht erhalten werden. Bei so langen Strecken kommen irgendwann immer mehr Tiefs und Zweifel, gefolgt von Höhenflügen, im stetigen Wechsel.

Oder sagen wir es mal so: Der Körper ist zu deutlich mehr in der Lage, der Geist rebelliert schon viel früher.

Langsam zehrt es an den Kräften (Markus Wendling)

Es hat sich mit zunehmender Wegstrecke eine schöne Gruppe um Markus, Vadim, Paco und mich gebildet. Und ganz ehrlich, ohne diese wackeren Mitstreiter wäre ich gewiss schon vorher ausgestiegen. Denn zu der Belastung durch die Distanz kamen noch die Erschütterungen durch die unebenen Oberflächen, die Füßen, Hintern und Handgelenken besonders zusetzten.

Wir waren eine wirklich tolle Truppe und haben uns stets gegenseitig weiter motiviert und unterstützt – und hatten jede Menge Spaß. Die Themen gingen nicht aus – sei es Fahrradtechnik, neue Ideen für Events, oder einfach nur Blödsinn. Da konnte man dann auch die zunehmenden Schmerzen gut ertragen.

Timo sagte so schön, „ihr seid vielleicht nicht die schnellsten, aber auf jeden Fall die lustigsten“.

Mit glühendem Hintern und leerem Magen kamen wir dann auch als letzte Gruppe um 23:30 Uhr ins Ziel.

Völlig geschafft nahmen wir unsere wohlverdiente Mahlzeit in Empfang. Mit reichlich „Radler“ wurde noch der lange Tag begossen.

Gegen halb 1 machten sich dann alle langsam auf den Heimweg.

Ich habe so an diesem Tag insgesamt 272km und über 2750 Höhenmeter abgespult. Was für ein Tag!

Die schnellsten Fahrer waren übrigens schon nach etwas mehr als 10 Stunden im Ziel. Was für eine unfassbare Leistung!!

Danke nochmal an Timo und meine Mitstreiter Markus, Vadim und Paco für dieses unvergessliche Erlebnis!

Zur Strecke

Nach den letzten beiden NGRs war meine Erwartung an die Strecke: Schöne Pistenabschnitte auf Schotter, Asphalt und Kopfsteinpflaster wechseln sich mit teilweise schwer befahrbaren Singletrails oder Hohlwegen ab. Steigungen bis zu 16% und rasante Abfahrten auf losem Untergrund mischen sich darunter.

Meine Erwartungen wurden erfüllt. Die Unwetter der letzten Tage haben einigen Streckenabschnitten – gerade im Pfälzer Wald – etwas zugesetzt und so mancher Weg war mit Ausspülungen durchsetzt, die dann noch etwas mehr Fahrtechnik abverlangt haben.

Alles in allem empfand ich den Track als eine runde Sache.

Hier geht’s zu meiner Strava Aktivität: https://strava.app.link/OjARrZrWoib

Die Ergebnisse

Ich zitiere hier der Einfachkeit halber den Timo:

Und hier nun die Ergebnisse und die Sieger der Sonderwertungen:

1 Marian 10:35
2 Tobias 10:35
3 Marko 11:25
4 Vincent 11:25
5 Thomas 11:27
6 Uwe 11:45
7 Eric 12:12
8 Benjamin 12:12
9 Martin 12:42
10 Georg 12:42
11 Florian 12:42
12 Matthias 12:42
13 Torsten 13:12
14 Emil 13:30
15 Peter 13:30
16 Alexander 13:45
17 Gerd 13:45
18 Michael 13:45
19 Simon 13:45
26 Tim 13:47
20 Karsten 13:52
21 Torsten 13:52
22 Andreas 15:23
23 Paco 15:23
24 Vadim 15:23
25 Markus 15:23
27 Simon DNF
28 Hajo DNF
29 Andre DNF
30 Jürgen DNF
31 Markus DNF
32 Aynur DNF
33 Tobias DNF
34 Niklas DNF

Sonderwertungen:

stärkster Fahrer Marian
bester Fahrer MTB Michael
Erster Platz Titanrahmen Peter
kämpferischster Fahrer Niklas
Frauenwertung Aynur
Sieger der Herzen Andi
Schmutzigstes Bike Eric

Videos

Danke an Paco für dieses überragende Video vom Event!

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Bildarchiv

Danke an Timo Rokitta, Markus Wendling und Vadim Schober für das überlassene Bildmaterial!

6 Antworten

  1. Hallo Andreas,
    Glückwunsch zu der gelungenen Tour, alle Achtung das ist schon ein „Brett“!
    Liebe Grüße
    Dagmar

  2. Henning sagt:

    Super geschrieben! Jetzt habe ich (als „Noch“-Nichtteilnehmer) eine Vorstellung davon! Im nächsten Jahr schließe ich mich an!

  3. Markus sagt:

    Als nöchstes dann auf zum Orbit!

  4. Vadim sagt:

    Gut geschrieben! War ne klasse Runde. ich empfand uns als sehr dynamisch 🙂
    Bis zum nächsten Event!

  5. Super Artikel! Tolle Strecke, grandiose Leistung von allen! Gratulation…#top !!

  6. Timo sagt:

    Du bist ein wahrer Held!

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