Es gibt so einige Routenplaner für Fahrräder. Aber nur wenige können auch spezielle Segmente wie das Gravelbiken bedienen. Hier stelle ich dir meine wichtigsten Planungswerkzeuge für die gelungene Gravel Ausfahrt vor.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Ich war schon immer eher der Freund einer gut geplanten Tour. Einfach drauf los radeln war noch nie so meins, auch wenn das gewiss auch seinen Reiz hat. Ohne Ortskenntnis steht man aber ganz schnell blöd da, und das mag ich nicht.
Eigentlich fahre ich nur beim Pendeln ohne Navigation. Die Strecke kenne ich natürlich schon in- und auswendig.
An meinen Rädern habe ich einen Wahoo Elemnt Bolt*, dieser hat eine Navigationsfunktion eingebaut. Nicht vergleichbar mit einem richtigen Navi, aber ich kann Routen aufs Gerät laden. Diese bekomme ich dann auf einer detailreichen Karte angezeigt und die Navigation erfolgt durch Töne und Leuchtsignale. Sehr intuitiv.
In diesem Beitrag soll es aber um die Erstellung von Routen gehen. Und so kommen wir direkt zum Mittelpunkt meiner gesamten Routenplanung:
Komoot
Komoot ist eine (kostenpflichtige) App zum erstellen und verwalten von Fahrradrouten, außerdem eine Navigationssoftware und soziales Netzwerk. Hier findet der Hauptteil meiner Routenplanung statt, denn Komoot bietet zahlreiche wertvolle Werkzeuge, wie POI (Points of Interest, interessante Orte), Highlights, unterschiedliche Kartenlayer und intuitive Bedienung.
Bevor du richtig loslegen kannst, solltest du das \“Welt\“ Paket kaufen, damit du auf alle Kartendaten zugreifen kannst. Dieses kostet etwa 30€. Oftmals wird es aber auch schon für 20€ angeboten. Du kannst aber erst mal in deinem näheren Umkreis kostenlos ausprobieren.
Auf der Komoot Karte findest zu zahlreiche rote Markierungen, das sind die sogenannten Highlights, die von Usern (und vielleicht auch von dir selbst) eingepflegt werden. Meist sind diese ziemlich umfangreich beschrieben und bebildert, und du kannst dir schon vor der Tour anschauen, was dich dort erwartet.
Eine Route erstellst du ganz einfach. Du kannst im linken Bereich bei \“A\“ eine Adresse eingeben, oder einen Punkt in der Karte klicken. Du wirst auch bei jedem Klick in die Karte gefragt, ob der Punkt dein neues Ziel sein soll, oder einfach nur der Route hinzugefügt werden soll (damit ändert sich unter Umständen die Route, wenn der Punkt irgendwo zwischen Start und Ziel liegt). Tipp: Ich plane meine Touren immer zunächst am Stück über \“neues Ziel\“. Anschließend füge ich hier und dort noch einen Punkt ein oder ändere die Route.
Wenn du einzelne Abschnitte deiner Tour kontrollieren möchtest, kannst du auch auf die Satellitenansicht wechseln. Diese Karten findest du, indem du am rechten Bildschirmrand auf das unterste Symbol klickst (das soll unterschiedliche Kartenlayer darstellen).
Der letzte Punkt in der Layerübersicht \“Google Satellit (beta)\“ zeigt deine Tour auf einer Satellitenkarte an. Jetzt vergrößerst du die Bereiche, die du noch mal kontrollieren möchtest, bis auf maximale Vergrößerung.
Hier siehst du gut, dass der Weg asphaltiert ist. Wenn man das nicht so gut erkennen kann, kannst du die blaue Routenlinie mit Druck auf die Taste \“M\“ ausblenden lassen, dann kannst du den Belag ziemlich gut erkennen.
Natürlich funktioniert das nur auf freiem Gelände, in Wäldern siehst du mit der Methode nichts außer Bäumen 😉
Fazit zu Komoot
Bei Komoot habe ich zwischenzeitlich über 400 Touren geplant. Grundsätzlich funktioniert auch die Planung super. Allerdings finde ich, gerade für das Gravelsegment wird zu viel über Straßen geroutet. Das finde ich schade, denn gerade Straßen will ich ja meiden. Wähle ich MTB aus, wird es dann wiederum zu grob. Es fehlt leider ein Zwischenweg, und den erreiche ich nur durch viel Handarbeit.
Andererseits punktet Komoot wieder mit Community Content wie den Highlights, Orten, die man unbedingt mal besuchen sollte. Diese gibt es für jede Sportart gesondert. Außerdem kann ich mit Komoot meine Routen direkt mit meinem Gerät synchronisieren.
BRouter
Seit längerem verwende ich immer häufiger die Planungssoftware BRouter, insbesondere zur Erstellung schöner Gravel Touren. BRouter ist eine kostenlose Routingapp, die auch per Web-Interface (und ich finde, hier entfaltet sie erst ihr volles Potenzial) verfügbar ist.
Die Bedienung erfolgt sehr intuitiv. Einfach in die Karte klicken, und es wird ein Punkt gesetzt. Nochmal klicken, und er wird entfernt. Verläuft die Tour nicht den gewünschten Weg, kann man die Linie an eine andere Stelle ziehen. Man kann sich hier auch POI einblenden lassen, so sieht man immer, wo sich Versorgungsstellen wie Tankstellen, Brunnen, Hütten und so weiter befinden.
Die Grundlage für die Routenplanung sind sogenannte \“Profile\“. Diese Dateien enthalten alle Informationen, die für die Routenplanung notwendig ist. Es gibt eine Vielzahl an Profilen, auch für Rennräder, Trekkingbikes, MTB. Mich interessieren aber insbesondere schöne Gravelstrecken.
Die erstellten Brouter Strecken exportiere ich als GPX Datei und importiere sie in Komoot, einerseits, weil ich dort alle meine Touren verwalte, andererseits, weil die Touren von Komoot aus mit meinem Wahoo synchronisiert werden. Außerdem sehe ich in Komoot dann auch, an welchen Highlights ich vorbeifahre.
Da BRouter eine freie Software ist, haben findige Webseitenbetreiber diese auf ihren eigenen Webservern installiert und um einige wertvolle Funktionen erweitert.
Hervorheben möchte ich für das Gravelsegment insbesondere zwei Webseiten:
Der CXB Routenplaner
Die Jungs und Mädels vom CX Berlin haben eine Version geschaffen, die gerade das Gravelsegment wunderbar bedient. Über diesen Routenplaner habe ich bereits in einem anderen Artikel berichtet. Ich plane immer häufiger mit dem CXB Routenplaner, da er die Strecken fast genau so plant, wie das bisher nur mit hohem Aufwand in Komoot (mit Prüfung der Satellitenkarten usw) möglich war. Echt, ganz toll gemacht!
Brouter Instanz auf bikerouter.de
Hier wurden im Prinzip sämtliche Addons und Profile zusammengefasst. Man findet auch die CXB Profile und Kartenerweiterungen, neben etwa 40 anderen Profilen – die auch alle ihre Daseinsberechtigung haben. Wer also gern variiert, ist hier super aufgehoben, denn diese Instanz kann jegliche Arten von Routenführung erfüllen. Zum Routenplaner geht es hier: bikerouter.de
Tipps und Tricks zum BRouter
Zumindest beim m11n Brouter werden sämtliche Einstellungen und auch Tourendaten in der Browser-Adresszeile abgelegt. Das heißt, wenn ihr eure Einstellungen vorgenommen habt (Profil, Kartenlayer usw.), könnt ihr diesen Link als Bookmark speichern. So habt ihr beim nächsten Aufruf wieder genau die Einstellungen die ihr braucht.
Auf die Art und Weise könnt ihr auch eure Routen sichern, legt dazu einfach einen Bookmark-Ordner an und sichert die einzelnen Routen als Bookmark.
Das ridegrvl.de-Gravelprofil
Hier habe ich ein eigenes Gravelprofil, welches ich regelmäßig verwende. In diesem werden einige Graswege aus der Planung ausgeklammert, da ich diese gerade bei uns in den Weinbergen nicht für sonderlich gut fahrbar halte.
Das ridegrvl.de Gravelprofil als Textdatei. Einfach herunterladen, in einem Editor öffnen, den Inhalt kopieren und bei Brouter das Profil überschreiben:
Fazit zum BRouter
BRouter ist eine wirklich tolle Planungssoftware, gerade mit den spezifischen Profilen finde ich es rein planungstechnisch leistungsfähiger als Komoot, da hier oft noch selbst Hand angelegt werden muss.
Was mir allerdings fehlt, sind die Schnittstellen zu meinen Geräten sowie Community Content wie die Highlights von Komoot. Da sich die Touren aber problemlos als GPX exportieren lassen, ist das für mich kein Problem.
Strava
Strava ist in erster Linie das \“Facebook für Sportler\“. Es dient vor allem als soziales Netzwerk – hier werden Ausfahrten geteilt, bebildert, geliked (bzw \“Kudos\“ gegeben) und kommentiert. Außerdem bietet Strava umfangreiche Trainings- und Analysetools.
Strava hat allerdings auch eine weniger bekannte Funktion namens \“Routen entdecken\“.
Hier kannst du mit nur wenigen Eckdaten automatisch Routen generieren lassen. (Hinweis: Diese Funktion gibt es offenbar nur in der mobilen App von Strava!)
Routen entdecken findest du in der mobilen App unter \“Entdecken\“ (in der unteren Leiste). Dann klickst du auf \“Routen entdecken\“.
Die obere Leiste (Die mit \“Radfahren\“ beginnt) kannst du hin und her schieben und so auf die anderen Optionen zugreifen.
Du definierst einfach nur eine Streckenlänge, wählst den Belag aus (Straße oder Schotter) und ob du eher flach oder hügelig fahren willst.
Zack, schon macht dir Strava drei Vorschläge, die du dir dann in Ruhe auf der Karte anschauen kannst. Mit \“Details anzeigen\“ bekommst du noch mal genauere Informationen zur Streckenbeschaffenheit.
Diese Routen kannst du dann innerhalb Strava speichern. Du findest sie dann unter gespeicherte Routen.
Die Grundlage für diese automatischen Routen sind übrigens gefahrene Touren der Mitglieder (findet man auf Strava auch als sogenannte Heatmap).
Wenn du auch einen Wahoo besitzt und deine Fahrten bereits automatisch mit Strava synchronisierst, findest du deine gespeicherten Routen nach dem nächsten Sync auf deinem Wahoo und kannst direkt loslegen.
Fazit zu Strava
Ich verwende Strava ohnehin schon als Soziales Netzwerk, teile dort meine Touren und schaue mir die Touren von anderen an.
Die Funktion \“Routen entdecken\“ ist eine interessante Abwechslung zur selbst geplanten Routen und mit wenigen Klicks erstellt.
Ich bin nun schon ein paar \“Strava-Touren\“ gefahren und muss sagen, ich finde sie echt nicht schlecht. An der ein oder anderen Stelle klemmt es vielleicht ein bischen, weil dann plötzlich eine Treppe auftaucht, oder der Weg komplett zugewuchert ist. Grundsätzlich aber ein tolles Feature!
Schlusswort
Mit diesen drei Apps habe ich alles gefunden, was ich zum Planen brauche.
Mich interessieren aber auch eure Erfahrungen. Wie plant ihr denn eure Routen oder plant ihr sie überhaupt und fahrt einfach drauf los?
Was findet ihr noch interessant oder wichtig und sollte unbedingt erwähnt werden?
Schreibt gerne in den Kommentaren!
Bitte noch weitere Informationen zu Komoot und Strava
Hallo Andreas, toller Beitrag.
Ich schaue meistens auf Komoot die grobe Peilung und lege dann los. Bei Komoot bekommt bei Graveltour halt viel Asphalt unter die Räder, aber sonst top.
ich kombiniere komoot mit mapy.cz – auf mapy.cz (das mir inzwischen fast lieber ist) werden mir auch alle Radwege, Wanderwege, etc. (je mehr man hineinzoomt) angezeigt
Danke für deinen Kommentar. Das werde ich mir auch mal anschauen!! ?
ich benutze bikerouter.de. Ich finde die Möglichkeiten, mir OSM POI anzeigen zu lassen, sehr viel besser als in Komoot, und bikerouter.de funktionier auch gut auf dem Handy, komoot eher nicht, wenn man an den vorgeschlagenen Routen Dinge ändern will.
Du könntesst noch deutlicher Herausstellen, dass die Grundlage von Komoot und Brouter eben OSM ist und das man dort leicht Änderungen anbringen kann, was die Karte für alle verbessert.
Ich hab vor kurzer Zeit einen ähnlichen Artikel geschrieben wie Du – vergleich mal ?https://leben-auf-dem-boden.de/2021/09/17/routing-und-navigation-fuers-rad/
Strave benutze ich gar nicht, Dein „Facebook für Sportler“ macht mir diese Entscheidung auch nicht gerade schwerer ?
„Allerdings finde ich, gerade für das Gravelsegment wird zu viel über Straßen geroutet. Das finde ich schade, denn gerade Straßen will ich ja meiden.“
Nein! Ich habe eine genau gegenteilige Erfahrung gemacht: Komoot lenkte das Gravel systematisch auf Schotter und Wiesenwege, obwohl verkehrsarme, asphaltierte Alternativen bestanden. Der Vorschlag war eher für MTB oder mindestens gefedertes Trekking-Fahrrad geeignet. Immerhin ist das Gravel ein ‚renaturiertes‘ Rennrad, das hohe Geschwindigkeit erlaubt abseits lebensgefährlicher Straßen.
Ich denke, man kann halt nicht alle „über einen Gravel-Kamm scheren“. Ich für meinen Teil versuche eben Straßen und Asphalt weitestgehend zu vermeiden, und dennoch flott voranzukommen.
Oskar Kessler Ich bin genau der gleichen Meinung! Wozu auf einem grob geschotterten Feldweg fahren wenn parallel dazu eine praktisch unbefahrene asphaltierte Straße ist. Komoot ist für mich für Graveltouren nur in der näheren Umgebung bzw. kleinere Touren OK, für lange Touren wo man auch vorwärts kommen muss völlig unbrauchbar. Aber ich fürchte da gibt es keinen guten Planer… ich würde gerne sozusagen Abkürzungen über Schotter nehmen,ansonsten Radwege oder unbefahrene Straßen bevorzugen. So etwas kann man wohl nur selbst planen was natürlich lange dauert…